Immer mehr Menschen leiden an einer Blasenschwäche, der so genannten Harninkontinenz, bei der es zu einem unfreiwilligen Harnverlust kommt.
Da sich viele Menschen scheuen, ihr Leiden zuzugeben und fachlichen Rat zu suchen, gibt es keine genauen Angaben über die Zahl der Betroffenen. Dem Selbsthilfeverband sind maximal acht Millionen Personen mit Blasenschwäche bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die reale Anzahl bei mindestens 10 Millionen liegt. Man vermutet, dass das Inkontinenz-Leiden in den nächsten vierzig Jahren derart zu nehmen wird, dass fast jeder vierte Bundesbürger betroffen sein wird. Das Risiko für eine Inkontinenz steigt mit zunehmendem Alter. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Während sich ältere Menschen häufiger zu ihrer Blasenschwäche bekennen und sich in ärztliche Behandlung begeben, verschweigen viele jüngere Menschen ihr Leiden. Auf diese Weise entgeht vielen betroffenen Menschen, dass es zahlreiche Therapiemöglichkeiten gibt, die ihr Blasenleiden lindern oder sogar heilen können. Neben Medikamenten und Hilfsmitteln sowie speziellen Trainingsmethoden bieten sich alternativ kleine operative Eingriffe an. Voraussetzung für einen wünschenswerten Erfolg ist, dass sich die Betroffenen nicht vom gesellschaftlichen Leben abkapseln, sondern die vielseitig angebotene Hilfe annehmen.
Die Harninkontinenz kann nach verschiedenen Ursachen eingeteilt werden:
- Stressinkontinenz bzw. Belastungsinkontinenz – Urinverlust bei körperlicher Anstrengung infolge einer Blasenverschlussproblematik nach verschiedenem Schweregrad
- Urinverlust bei Husten oder Niesen sowie schwerer körperlicher Arbeit bzw. tröpfchenweise im Stehen (Grad 1)
- Urinverlust beim Gehen, Treppensteigen, Aufstehen oder leichter körperlicher Arbeit bzw. Urinverlust im Strahl im Stehen (Grad 2)
- Urinverlust im Liegen (Grad 3)
- Dranginkontinenz bzw. Urinverlust bei unaufschieblichem Harndrang
- Gemischte Stress-Dranginkontinenz (Mischinkontinenz) – Urinabgang durch Insuffizienz des Blasenschließmuskels in Kombination mit einem imperativen Harndrang
- Reflexinkontinenz bzw. neurogene Blase – Urinabgang durch Schädigung oder Erkrankung der Strukturen, die die Nervenimpulse aus Gehirn oder Rückenmark auf die Blase übertragen.
- Überlaufinkontinenz bzw. Überlaufblase – Urinabgang, wenn der Druck in der gefüllten Blase den Druck des Schließmuskels übersteigt
- Extraurethrale Harninkontinenz – die Ursache liegt außerhalb der Harnblase; mögliche Ursachen sind Blasenfisteln oder ein "ektop", das heißt außerhalb des richtigen Ortes, mündender Harnleiter
Die Stressinkontinenz ist bei Frauen die am weitesten verbreitete Form der Harninkontinenz mit etwa 40 %. Unter einer Dranginkontinenz leiden etwa 20 %, 38 % an Mischformen. Alle anderen sind mit nur etwa 2 % sehr selten.
Bei Männern ist die Dranginkontinenz mit 39 % am häufigsten. Die männlich Belastungsinkontinenz ist dagegen sehr selten.